Setz dich zu mir an die Theke, lass uns über einen echten Klassiker plaudern – den Martini. Dieser Drink ist viel mehr als nur eine Mischung aus Gin und Wermut. Er ist eine Ikone, ein Statement, ja fast schon eine Legende in der Cocktailwelt. Der Martini hat so viele Mythen und Rituale um sich herum aufgebaut, dass es fast schon schwer ist, ihn in einem einfachen Satz zu erklären. Aber lass uns das trotzdem mal versuchen – ganz locker vom Barhocker.

Die Sache mit dem Gin und Wermut
Wenn du an einen Martini denkst, denkst du wahrscheinlich an Gin, oder? Klar, der klassische Martini wird mit Gin gemacht – und zwar mit einem London Dry Gin, der sich durch seine Wacholdernote auszeichnet. Doch es gibt auch Abweichler, die ihren Martini lieber mit Wodka trinken. In den 1950er Jahren war der Wodka-Martini ziemlich angesagt, und Leute wie James Bond haben dafür gesorgt, dass er nie ganz aus der Mode kam. Aber wenn wir ehrlich sind, dann gehört zum echten Martini der Gin, oder?
Dann ist da noch der Wermut – dieser geheimnisvolle Likörwein, der dem Martini seinen besonderen Kick verleiht. Bei der Dosierung scheiden sich die Geister: Manche mögen ihren Martini „wet“, also mit einem großzügigen Schuss Wermut, während andere den Drink lieber „dry“ haben – also fast ohne. Winston Churchill soll angeblich gesagt haben, dass es ausreiche, die Flasche Wermut neben das Glas zu stellen und es ein bisschen schwenken zu lassen. Das mag vielleicht übertrieben sein, aber es zeigt, wie wenig Wermut man tatsächlich braucht, um einen trockenen Martini hinzubekommen.
Geschüttelt oder gerührt?
Ah, die berühmte Frage: Geschüttelt oder gerührt? Natürlich hat James Bond für seine „geschüttelt, nicht gerührt“-Vorliebe gesorgt. Bei Ian Fleming sieht das im Buch Casino Royale wörtlich so aus:
Bond: „Einen trocknen Martini! Nur einen – in einem Sektkelch.“
Barmann: „Oui Monsieur!“
Bond: „Einen Moment. Dazu drei Maß Gordon’s, ein Maß Wodka und ein halbes Maß Kina Lillet. Das Ganze gründlich durchschütteln, bis es eiskalt ist, und eine dünne Scheibe Zitronenschale dazu. Mitbekommen?“
Barmann: „Gewiss, Monsieur.“
[…]Bond: „Also der ist gar nicht mal schlecht. Ich muss mir einen Namen dafür ausdenken. Wenn ich mich – äh – konzentriere“, erklärte er, „trinke ich vor dem Abendessen nie mehr als ein Glas – das aber muss groß, sehr kräftig, sehr kalt und ordentlich gemacht sein. Für mich gibt es nichts Schlimmeres als kleine Portionen – ganz egal, um was es sich handelt. Dieser Drink ist ein selbst erfundenes Rezept. Ich werde es patentieren lassen, sobald ich einen guten Namen gefunden habe.
[…]
Ich finde ihn schön“, sagte Bond. Plötzlich kam ihm ein Gedanke. „Würden Sie ihn mir leihen?“ Er erklärte ihr die Geschichte mit dem von ihm selbst erfundenen Martini und seiner Suche nach einem passenden Namen. „Vesper“, sagte er nachdenklich. „Das klingt wunderbar und sehr passend zu der blauen Stunde, in der mein Cocktail jetzt in der ganzen Welt getrunken wird. Kann ich den Namen okkupieren?“
– Ian Fleming: Casino Royale in der Übersetzung von Günter Eichel
Aber die meisten Barkeeper würden dir wahrscheinlich sagen, dass ein richtiger Martini gerührt wird. Das liegt daran, dass das Schütteln den Drink trüben kann, weil winzige Luftbläschen eingeschlossen werden. Ein gerührter Martini bleibt klar und hat eine samtige Textur. Schütteln hat allerdings auch seine Vorteile – es kühlt den Drink stärker ab und sorgt für eine leicht andere Konsistenz. Also, ob geschüttelt oder gerührt, am Ende kommt es auf deinen persönlichen Geschmack an.
Die Frage der Garnitur
Jetzt kommen wir zum Thema Garnitur – was kommt ins Glas? Da gibt es eigentlich nur zwei Klassiker: eine Olive oder eine Zitronenschale. Die Olive verleiht dem Martini eine salzige, herzhafte Note, während die Zitronenschale dem Drink eine zitrusfrische Abrundung gibt. Wer es etwas ausgefallener mag, kann auch eine eingelegte Perlzwiebel verwenden – dann spricht man allerdings vom sogenannten Gibson. Ein weniger bekannter, aber dennoch faszinierender Twist ist der Dirty Martini. Hier wird ein Schuss Olivenlake hinzugefügt, was dem Drink eine salzige Tiefe verleiht, die wunderbar zu einem kräftigen Gin passt.
Der Martini als Lifestyle
Ein Martini ist mehr als nur ein Getränk – er ist ein Symbol für Eleganz und Stil. Stell dir vor, du sitzt an einer schicken Hotelbar, gekleidet in deinen besten Anzug oder dein kleines Schwarzes, und genießt einen perfekt zubereiteten Martini. Da wird klar: Ein Martini ist nicht nur ein Drink, sondern auch eine Art, das Leben zu zelebrieren. Kein Wunder also, dass er in so vielen Filmen und Büchern auftaucht und zum Lieblingsdrink berühmter Persönlichkeiten wie Ernest Hemingway, F. Scott Fitzgerald und natürlich James Bond wurde. In der Cocktailwelt hat der Martini eine Aura von Klasse und Raffinesse, die nur wenige andere Drinks erreichen.
Die Evolution des Martini – Von Klassikern zu modernen Varianten
Auch wenn der klassische Gin-Martini ein ewiger Favorit ist, gibt es heute unzählige moderne Variationen, die mit unterschiedlichen Zutaten und Techniken experimentieren. Da wäre zum Beispiel der Espresso Martini, der mit Wodka, Kaffeelikör und Espresso zubereitet wird – perfekt für einen kleinen Koffeinkick nach dem Essen. Oder der French Martini, der mit Wodka, Chambord und Ananassaft gemixt wird, um eine fruchtig-süße Note zu kreieren.
Es gibt auch Tendenzen, den Martini mit verschiedenen Gins oder sogar anderen Spirituosen wie Tequila oder Rum neu zu interpretieren. Und warum nicht mal mit aromatisierten Wermuts experimentieren? Ein Martini kann so vielfältig sein, wie man es sich nur vorstellen kann. So bleibt dieser Klassiker immer spannend und wandlungsfähig – fast wie ein Chamäleon unter den Cocktails.
Die perfekte Temperatur – Eine Frage der Ehre
Man sagt ja, dass ein Martini so kalt wie das Herz eines Eisverkäufers sein sollte. Tatsächlich ist die Temperatur ein entscheidender Faktor für den Genuss eines Martinis. Der Drink sollte eiskalt serviert werden, und das Glas am besten vorher gut gekühlt. Nichts ruiniert einen Martini schneller als eine lauwarme Temperatur. Daher legen erfahrene Barkeeper großen Wert darauf, das Glas mit Eiswasser vorzubereiten oder es sogar direkt in der Tiefkühltruhe zu lagern.
Geschichten aus der Bar – Martini-Momente, die in Erinnerung bleiben
Es gibt unzählige Geschichten, die sich um den Martini ranken. Man sagt, dass der Drink in den 1860er Jahren in Kalifornien entstanden ist, möglicherweise in der Stadt Martinez. Eine andere Theorie besagt, dass der Drink nach einem berühmten italienischen Wermuthersteller benannt wurde. Egal, welche Geschichte stimmt, der Martini hat seinen Weg in die Cocktailgeschichte gefunden und ist zu einem der bekanntesten und meistgetrunkenen Drinks der Welt geworden.
Wusstest du, dass der Martini auch ein Symbol des Protests war? Während der Prohibition in den USA (1920-1933) galt der Martini als Inbegriff des verbotenen Luxus. Wer es sich leisten konnte, trank seinen Martini hinter verschlossenen Türen in geheimen Bars, sogenannten „Speakeasies“. Und irgendwie hat dieser rebellische Geist bis heute überlebt.
Der Martini zuhause – Tipps für den perfekten Drink
Falls du jetzt Lust auf einen Martini bekommen hast, warum nicht selbst einen mixen? Hier ein paar Tipps, um den perfekten Martini bei dir zuhause zu zaubern:
- Gute Zutaten sind das A und O: Verwende hochwertigen Gin und Wermut – schließlich macht der Geschmack der Zutaten den Drink aus.
- Kühle alles gut durch: Sowohl das Glas als auch die Zutaten sollten richtig kalt sein.
- Nicht übertreiben mit dem Wermut: Fang mit einem Verhältnis von 5:1 (Gin zu Wermut) an und passe es nach deinem Geschmack an.
- Gerührt oder geschüttelt?: Probier beide Varianten aus und entscheide selbst, was dir besser schmeckt.
- Die richtige Garnitur: Experimentiere mit Olive, Zitronenschale oder sogar einer Gurkenscheibe – Hauptsache, es schmeckt dir.
So einfach ist es, einen Martini zuzubereiten, und doch gibt es unendlich viele Möglichkeiten, ihn an den eigenen Geschmack anzupassen. Ein guter Martini ist immer eine Frage der richtigen Balance – zwischen Gin und Wermut, zwischen Tradition und Experimentierfreude, zwischen Barlegende und eigenem Stil.
